1982 – 1990: Der Kampf um das Erlangen eines Orts

Der Kampf um das Erlangen eines Orts image
Gesammelte Unterschriften für den Erhalt eines Platzes

Ab den 1980er Jahren richten sich neue kulturelle Formen in den leerstehenden Industriegebäuden ein. Diese grossen und oftmals rohen und modularen Räume bieten Zentren der zeitgenössischen Kunst und Museen optimalen Platz und die Stadt Fribourg ist da keine Ausnahme. Im Jahr 1981 wurden die Varis-Schlachthöfe umgebaut, um das Museum für Kunst und Geschichte Fribourg zu beherbergen.

 Im Jahr 1982 reichte die Gruppe um Fri Art einen Antrag an die Kulturkommission für einen festen Standort ein, um dem Publikum Fribourgs die zeitgenössische Kunstproduktion dauerhaft näher bringen zu können. Mit einem Schweigen seitens der Kulturkommission konfrontiert, setzte Fri Art seine künstlerische Entwicklung fort, schickte aber regelmässig Erinnerungen zu ihrem gestellten Antrag.

Im Jahr 1986 reichte Michel Ritter ein Kunstprojekt für das Museum für Kunst und Geschichte Fribourg ein. Er schlug vor, die Galerie 3 des Museums in öffentliche Toiletten umzuwandeln. Das Museum weigerte sich, ein Werk auszustellen, das “die Besucher schockieren” und das Museum “möglichen Angriffen” aussetzen würde. Der Bezug zu Marcel Duchamps Fountain ist nicht zu übersehen. Der Vorschlag greift auf ironische Weise die konservative, ja sogar klinische Reinheit des musealen Raumes an.

In demselben Brief von 1986 verteidigte Ritter das Projekt in seinen eigenen Worten: “Es ist dringend notwendig, einen Raum in Fribourg zu haben, der von Personen geleitet wird, denen die Forschung ein Anliegen ist und die die Fähigkeit haben, sie zu vertreten und sie der Öffentlichkeit und vor allem der zukünftigen Generation näherzubringen.” Im Jahr 1990 wurde um die Zeit des Sankt Nikolaus Tages, einem symbolischen Datum in Fribourg, eine Unterschriftensammlung gestartet. Diese Beziehung zwischen dem Lokalen und dem Internationalen, die Idee, über die zeitgenössische Kunst und ihre Relevanz zu informieren, ist eine Konstante in der Rhetorik der Institution. Fri Art stellt sich selbst als “Garanten der Zusammenarbeit von schweizerischen und ausländischen Künstler:innen” vor, der etwas an der Situation um das Fribourger Publikum, das “schlecht über die aktuellen Kunstpraktiken informiert ist”, verändern will.   Fribourger Publikums zu ändern, das ist.

Der Kampf um das Erlangen eines Orts image
Diashow der Unterschriftensammlung am Nikolaustag. Fotografie: Eliane Laubscher

Die langwierige Korrespondenz mit der Kulturkommission erstreckt sich von 1982 bis 1990. Dank der Unterschriftensammlung erhielt Fri Art schliesslich einen permanenten Ort, um sich nieder zu lassen. Nachdem die ehemalige Kartonfabrik (1896-1935) an den Petites-Rames 22 zwischen 1936 und 1990 als Nachtasyl diente, beherbergte sie seit dem Winter 1990 die Aktivitäten der Kunsthalle Fribourg. Im Jahr 2021 feiert Friart 30-jähriges Bestehen in diesem Gebäude.

Text in Zusammenarbeit mit Meagane Elsie Zurfluh, veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung Friart ist aus einem Vakuum heraus entstanden. Geist einer Kunsthalle, MAHF Museoscope, (27.08 - 17.10.2021).