1996: Renée Green, Flow

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Renée Green, Flow, 1996. Photographe inconnu·e.

Für ihre erste Ausstellung in der Schweiz erarbeitete die amerikanische Künstlerin Renée Green eine ortsspezifische Multimedia-Installation für Friart, die sich um den Begriff des “Querverweises” dreht. Sie definierte den Begriff als Möglichkeit, Wissen und Verständnis – über einen Ort, eine Person oder eine Sache – zu erlangen, indem wir Verbindungen zu dem herstellen, was uns vertraut erscheint – und dies insbesondere zu einem unbekannten Ort.

Zum ersten Mal in der Schweiz versucht sie sich durch die Ausstellung, ausgehend von subjektiven oder durch Technologie erzeugten Assoziationen, auf verschiedene Arten mit dem Land zu verbinden. So unternimmt sie beispielsweise eine Internetrecherche über die Schweiz, um die für amerikanischen Tourist:innen verfügbaren Informationen zu inventarisieren.

Die Künstlerin zeigt die Pfade dieser Forschungsprozesse in einem offenen Ideennetz auf. Der erste Stock der Ausstellung besteht aus mehreren Teilen, die durch farbige Wände abgetrennt und wie alltägliche Räume angelegt sind. Das Publikum kann sich zum Beispiel auf Kissen setzen und die verschiedenen ausgestellten Medien (Videos, Fotos, Töne, Wörter, …) nutzen, um eigene Ideenassoziationen zu schaffen. Im zweiten Stock befindet sich ein Kinosaal, der mit Projektoren und Kinosesseln ausgestattet ist. Während der Ausstellung werden dort jeweils donnerstagabends Filme gezeigt. Die Auswahl der Filme steht durch ihre Methode oder ihr Thema grösstenteils in Verbindung mit der Schweiz und versucht, das Bild ihrer Neutralität aufzubrechen.

Die Künstlerin entwirft so eine Art Austausch von kulturellem Material, um die Schweiz und die USA miteinander in Verbindung zu bringen. Ein Dialog, der sich auch in den Postkarten verdeutlicht, die Renée Green drei Wochen vor ihrer Ankunft in der Schweiz beinahe täglich an Michel Ritter schickt.

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Echanges de cartes postales entre Renée Green et Michel Ritter

Renée Green vereint diese verschiedenen Elemente und erschafft eine Kartografie des Ortes und eine Art Archäologie der Kultur in Fribourg und der Schweiz, obwohl sie manchmal eine idealisierte Auffassung, wie beispielsweise eine malerische Landschaft, zeigt. Die Ausstellung mit dem Titel Flow geht über eine Einzelleistung einer internationalen Künstlerin hinaus und hin zu einem tatsächlichen Austausch zwischen Renée Green und der Kunsthalle. Michel Ritter lädt damit eine Künstlerin ein, die sich an der Schnittstelle verschiedener zeitgenössischer Kunsttheorien der 1990er Jahre befindet. 

Text in Zusammenarbeit mit Hélène Wichser, veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung Friart ist aus einem Vakuum heraus entstanden. Geist einer Kunsthalle, MAHF Museoscope, (27.08 - 17.10.2021).