1999: TECHNOCULTURE(s)

Technoculture image
Flyer de l’exposition Technoculture, 1999.

Die Kunst des 20. Jahrhunderts stand in enger Beziehung mit der technologischen Evolution. Der Einsatz der Maschine in Luigi Russolos Werk L’art des bruits (dt. die Kunst der Geräusche) von 1913, das Überführen von industriellen Spielereien in ästhetische Objekte seit der Ausstellung Machine Art im New Yorker MoMA im Jahr 1934 oder das Aufkommen leistungsfähiger Computer in den 1980er Jahren, führten Technologie in den Kunstbereich ein. Dies weitete das Kunstverständnis über den traditionellen Ausstellungsrahmen hinaus aus.

Bereits die erste Ausstellung von Friart im Jahr 1981 integrierte die anderen Künste wie Video, experimentelle und alternative Musik oder Architektur. In den 1990er Jahren organisierte die Kunsthalle Videoabende mit dem Kollektiv Aug’Avion, Musikabende mit Frizième Siècle, Kinderateliers mit dem Kollektiv PAC und DJ-Sets nach den Vernissagen mit dem Kollektiv DTP. Vom 5. April bis zum 21. Juni 1998 dokumentierte die Ausstellung TECHNOCULTURE [Computer World], die auf Anregung von Adrien Laubscher organisiert wurde, den Beginn und die Ankunft einer neuen Generation von Künstler:innen, die von der elektronischen Musik und den Anfängen des Internets beeinflusst waren. Über zwei Etagen erstreckte sich die Ausstellung und umfasste im ersten Stockwerk fixe Installationen und insbesondere Computer, während das Erdgeschoss als Veranstaltungsort für Performances, elektronische Musik und Konferenzen gedacht war. 

An der Vernissage erkundete Laetitia Sonamis Performance die engen Verbindungen zwischen Kunst und Technologie. Ein elektronischer Handschuh ermöglichte es der Künstlerin, Klänge aus den Bewegungen ihres Körpers zu erzeugen. Diese Prothese erinnert an die Verwandlung in einen Cyborg einer sich adaptierenden Menschheit.

Jörg Bosshards Installation Sound-Silence Box, eine Art schalldichter Kasten, lud während der Ausstellung und den Konzerten zu einer Erfahrung der Stille ein. Wie etwa der Theoretiker Diedrich Diedrichsen an der Konferenz, “den Versuch das Museum durch den Klub zu ersetzen” thematisierte, waren das Live-Erlebnis und die performative Dimension in dieser technologischen Ausstellung äusserst zentral.

Text in Zusammenarbeit mit Matthieu Galliker, veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung Friart ist aus einem Vakuum heraus entstanden. Geist einer Kunsthalle, MAHF Museoscope, (27.08 - 17.10.2021).